Ich, Dat Ole Huus, erzähle meine Geschichte
Ich bin dat Ole Huus von Ashausen und stehe an markanter Stelle im alten Dorf, direkt an der Scharmbecker Straße, Ecke Holtorfsloher Weg.
Ich wurde etwa vor 200 Jahren errichtet. Mein genaues Geburtsdatum habe ich vergessen. Auch über meine „Eltern“ weiß ich nicht mehr viel. Ich glaube, es war ein bis dahin leibeigener Bauer gewesen, der sich endlich ein bisschen selbständig machen konnte. Denn es war die Zeit der Napoleonischen Kriege vorbei. In den deutschen Ländern wurden die Bauern endlich frei. Was ihnen aber fehlte, war das Geld. Deshalb konnten sie oft nur kleine Landflächen erwerben und sich nur einfache Häuser bauen. Auch ich bin so eine bescheidene Abbauernstelle, ein Haus mit dem notwendigen Grundriss für die Nebenerwerbsbauer und für seine Familie: eine Deele mit den Stallungen für die Tiere rechts und links, ein Querflur, das Flett. Hier steht der Dingen, der einzige Ofen, dessen Rauch unter mein Dach zog und durch eine kleine Öffnung im Giebel hinaus. Der Rauch diente sowohl der Imprägnierung meines Daches als vor allem auch der Räucherei von Fleisch und Wurst. Den Geruch könnt ihr euch gar nicht vorstellen! Mich nennt man deshalb auch Rauchhaus.
Hinter dem Flett liegen zwei kleine Kammern, die Döns, Zimmer mit den Schlaf-Schränken, den Butzen, die teilweise erhalten sind. In ihnen schliefen „meine“ Leute eng aneinander gekuschelt auf Strohsäcken, die Alten mit den Jungen. Oft schlief auch jemand bei den Tieren, die die Menschen im Winter wärmten, wenn die Holzbalken im Haus morgens mit Reif überzogen waren und Eisblumen die kleinen Fensterscheiben undurchsichtig machten.
Mein Erhaltungszustand ist nach 200 Jahren sehr unterschiedlich, aber Dr. Wiese vom Kiekebergmuseum hat mich in einem Gespräch als „hochgradig erhaltenswert“ eingestuft. Ganz nett von ihm und sehr „aufbauend“ für mich. Mancher Mensch wäre über so ein Lob auch glücklich. Mir fehlt nur noch die Kosmetik! Trotzdem darfst du mal vorbeikommen und mich ansehen.
Fast unglaublich! Da habe ich doch Anrufe bekommen, ob man im Flett baden könne! Zur Klarstellung der Begriffe deshalb die Zeichnung und der Blick in ein Niederdeutsches Hallenhaus oder Einheitshaus (weil Mensch und Tier unter einem Dach lebten).
So ungefähr – nur kleiner – sehe ich innen aus. Und so ging es auch in meinen Räumen zu.
Wie ihr seht, habe ich keinen Schornstein – ich bin nämlich ein Rauchhaus. Der Rauch aus dem Dingen, dem gemauerten Ofen, zog durch das Haus und konservierte Balken, Strohdach, Schinken und Würste, die an der „Decke“ hingen. Meine Leute erkannte man daher stets und überall an ihrem intensiven Geruch.
Der erste Blick eines richtigen Fachmannes gilt einem Paar Dachsparren. Es liegt rechts und links auf den Querbalken der Erdgeschossdecke auf. Nun sucht man sich so einen Querbalken aus und zählt die Ständer, die ihn tragen. Sind es vier, dann ist es ein 4-Ständerhaus. Solche Häuser wurden erst ab dem 18. Jahrhundert gebaut und zwar von Leuten, die außer Holz auch noch „Kohle“ hatten. Meinen Erbauern fehlte die „Kohle“, weshalb ich als 2-Ständerhaus geboren wurde. Die allerdings haben eine lange Tradition, die bis ins Mittelalter (vor 1500) zurück reicht und schlecht gebaut bin ich deshalb auch nicht. Denkt an euch Menschen. Ihr steht auch nur auf zwei „Ständern“, fallt deshalb auch nicht gleich um und unterscheidet euch u.a. so von den meisten Tieren. Mein Dach ist aber weit heruntergezogen und ragt über diese Ständer hinaus bis zu den Außenmauern. Sie tragen das Dach nicht, sondern sie schließen nur den Innenraum des Hauses ab. Dadurch entstand der Zwischenraum bis zu den Ständern, wo man das Vieh unterbrachte (bei dem auch die Menschen in kalten Wintern manchmal geschlafen haben). Die Viehboxen erkennt man auch als Laie sehr deutlich. Leider hatten die Schweine, Kühe und Pferde die Angewohnheit, sich an meinen „Beinen“ zu scheuern und an ihnen zu knabbern. die Bissstellen sind noch gut zu sehen. Zum Glück bin ich von Natur aus nicht sehr kitzelig!
Der gemauerte Dingen im Olen Huus (Foto Thyss Henze)
„De swarte Mann kommt!“, riefen die Kinder. Nicht zu mir! So einen Luxus mit Schornstein konnte ich mir nicht leisten – könnte man denken. Aber so einfach ist das nicht! Zur Zeit meiner „Geburt“ waren viele Feuerstellen in den Häusern noch offen. Trotz Schutzvorrichtungen kam es immer wieder zu Bränden durch Funkenflug. Deshalb bekam ich schon einen gemauerten Ofen, den Dingen, mit einer Tür – einer Holztür mit einem verzierten Blech. „Neemoodscher Kram!“, hieß es. Na, ihr kennt das sicher. Dabei war „de geslotene Füersteeg“ seit kurzem für Neubauten (haha, ich und ein Neubau!!!) Vorschrift geworden.
Ein gemauerter Dingen hielt die Wärme länger und erwärmte die hinter ihm liegende Döns ein bisschen mit. Aber entscheidend war die verminderte Brandgefahr. Trotzdem kam de swarte Mann nicht zu mir, denn de Rook entwich nicht über einen Schornstein nach draußen, sondern zog in das Haus und räucherte so Fleisch, Wurst, Schinken usw. Sie hingen über dem Flett an Stangen. Kühlschrank? Unbekannt! Aber das Naschen war – leider – auch damals schonverboten. Wehe dem, der vorzeitig mal probieren wollte. Der Besen im Flett wartete schon auf ihn!
Ein bisschen Geld verdienen konnte man mit dem Räuchern auch, denn nicht jeder hatte eine Räuchervorrichtung. Beim Abholen der Ware hat man dann gleich noch geklönt und gekostet – und das dauerte manchmal ziemlich lange! Anders ging es den Insekten, die normalerweise Holz zerstören und gerne in den Balken und im Reetdach gelebt hätten. Welches Insekt hat schon Appetit auf geräuchertes Holz? Vorher auch noch durch eine schwarzbraune
Rußschicht fressen – igitt igitt!
Chemische Holz-Imprägnierungsmittel brauchte man also nicht – ein weiterer Vorteil des fehlenden Schornsteins – und ein Nachteil zugleich. Denn jeder meiner Leute „duftete“ danach, selbst sonntags in der Kirche zu Pattensen.
Das Geheimnis der schwarzen Tulpen
aus „Unser Stelle“ 7/2005
Jeder Besucher, der sich im Flett den Dingen ansieht, wundert sich über die beiden schwarzen Tulpen in der Ofentür. Nun, ich will die kleine Geschichte dazu erzählen.
Irgendwann wohnte in Ashausen ein junger Tischler. Alle mochten ihn wegen seines freundlichen Wesens und seines Fleißes. Oft kam ein hübsches Mädchen aus dem Olen Huus an seiner Werkstatt vorbei, wiegte mit den Hüften und trällerte ein Lied. Unserem Tischler hüpfte jedes Mal das Herz, aber anstatt sie anzusprechen errötete er nur, lächelte ein bisschen und senkte den Kopf. Aber die Arbeit ging ihm danach schneller von der Hand. Auch das Mädchen hatte bald
gemerkt, wie es um den jungen Mann stand, und merkwürdig, das gefiel ihr. Doch da er sie nie ansprach, wurde sie allmählich immer trauriger. Ihre Eltern bemerkten den Wandel im Verhalten der Tochter und fanden bald die Ursache heraus. Wie konnte man da nur helfen?
Es war ein Wink des Himmels, dass gerade eine neue Tür für den Dingen fällig wurde. Mein Bauer lud den Tischler ein, Maß zu nehmen und gab ihm den Auftrag. Wie jubilierte der junge Mann! Konnte er doch so in das Haus seiner Angebeteten kommen und sie sehen! Man hat wohl nie einen Tischler schneller und mit so viel Spaß an die Arbeit gehen sehen. Das beste Holz musste es sein, ein besonders gutes Blech für die Innenseite. Und dann noch etwas Besonderes:
In die Tür schnitzte er zwei Tulpen, die ihre Köpfe einander zuneigen. Selten ist wohl etwas mit mehr Liebe und Symbolik geschnitzt worden, als diese Blumen. Gespannt setzte er die Tür im Olen Huus ein. Da kam ein „Ah“ und „Oh“ aus allerMunde. Doch einer schlug das Herz höher als allen anderen, denn nur sie wusste sofort, was die Tulpen bedeuteten. Sie nahm all ihren Mut zusammen, streichelte einmal darüber, drehte sich um und küsste „ihren“ Tischler. Und das sicher nicht nur wegen seiner guten Arbeit!
So oder ähnlich ist die Geschichte damals abgelaufen. Der Brautstrauß bestand – wie könnte es anders sein – aus vielen roten und gelben Tulpen, daran erinnere ich mich noch genau. Und seit dieser Zeit – sagt man – gehe von den beiden Tulpen in der Tür des Dingen eine magische Kraft aus. Sie öffnen den Menschen, die sie anschauen, die Herzen und würden ihnen den Mut geben, sich zu lieben.
Buchweizen
Buchweizen? Manche sehen jetzt ein leckeres Tortenstück vor sich, andere eine Grütze. Der Name kommt wohl von der Form der kleinen Körner, die an Bucheckern erinnert.
„Meine“ Leute haben den Buch-“weizen“, der eigentlich mit dem Knöterich verwandt ist, anfangs auch angebaut, weil er sehr genügsam ist und deshalb auch auf dem armen Geestboden noch wächst. Doch der Ertrag war gering. Nach dem letzten Frost gesät, wurde er erst im September mit der Sense gemäht. Die Frauen und Mädchen haben ihn zu Garben gebunden, zu „Puppen“ aufgestellt und ca. zwei Wochen auf dem Feld nachreifen lassen. Wenn dann die Ernte in der Deele stand und gedroschen werden sollte, fielen die meisten Körner schon von alleine raus. Natürlich stürzten sich Hühner, Gänse und nicht zuletzt die Schweine darauf und mussten ständig von den Kindern verjagt werden. Das Mehl eignete sich leider nicht zum Brotbacken. Schließlich zog man das Getreide dem „Knöterich“ vor und baute ihn gar nicht mehr an. Erst in unserer Zeit wurde er wieder „entdeckt“ und gilt als eine Delikatesse, die man auch in Ashausen kaufen kann.
Hier zwei alte Rezepte, mit denen „meine“ Bäuerin ihre Familie beglückt hat. Probiert sie mal!
Buchweizenpfannkuchen
½ Pfund Buchweizenmehl
20 g Hefe
½ Liter Milch
40 g Zucker
30 g Butter
etwas Salz
Die in lauwarmen Wasser angerührte Hefe mit den angewärmten Zutaten vermischen und den Teig schlagen, bis er „blasig“ wird. Eine halbe Stunde gehen lassen und mit Butter in einer Pfanne auf beiden Seiten braun backen. Mit Zucker, Zimt oder Marmelade servieren.
Buchweizengrütze
Buttermilch (1 Liter)
125 g Grütze (kein Mehl!)
etwas Salz
Butter
Zucker und Zimt oder Sirup als Ersatz
Grütze mit heißem Wasser überspülen. Milch erhitzen und 1 Teelöffel Salz und die Grütze zugeben. Ca. 20 Minuten kochen lassen. Dann mit den übrigen Zutaten servieren. Manchen schmeckt es auch mit heißem Fett darüber.
„Der hat ja einen Dachschaden!“
Leicht sagt sich so ein Satz, aber schwer leidet der darunter, der ihn hat oder hatte – so wie ich. Und das kam so:
Irgendwann im 19. Jahrhundert bevorzugte man größere Rinderrassen, nicht unbedingt höher, aber länger. Da waren die Rinderboxen seitlich der Deele etwas kurz und mein Bauer und Viehhändler beschloss anzubauen. Er ließ einfach einen Teil der nicht tragenden Außenwand (siehe Folge 3 dieser Serie) aufreißen und einen Meter nach außen versetzen. Dann wurde mein Reetdach darüber ebenfalls verlängert, aber natürlich in einem flacheren Winkel und leider wenig professionell.
Am Anfang ging alles gut, aber allmählich wurden die Anschlussstellen eben doch undicht. Auch das Fundament entsprach nicht meinen Anforderungen. Schlimmer wirkte sich eine zweite Idee meiner Leute auf mein Dach aus: Das so genannte Schweinehaus. Es wurde am Ende nämlich eine echte Sauerei! Wenn ich mich richtig erinnere, war es irgendwann um 1900, als man es im rechten Winkel zur Westseite baute und an mein Dach angebunden hat. Auch hier ging anfangs alles gut. Aber nachdem das schöne Wohnhaus errichtet worden war und ich zum Nebengebäude mutierte – und damit auch nur eine Nebenrolle spielte – begann der Verfall.
Vor allem die Kehlen zwischen meinem Reetdach und dem Ziegeldach des Schweinehauses wurden für mich ein Unglück. Überall lief das Wasser rein, durchnässte das Reet und die Sparren, besonders die Südwestecke mit ihren Holzbalken. Durch die Kriegszeiten des 20. Jahrhunderts (es gibt noch mehr „Dachschäden“, auch bei euch Menschen!) waren nur wenige Leute mit genügend Geld gesegnet, und so nahm niemand meinen Dachschaden richtig ernst.
Die „Erlösung“ für mich kam erst, als sich am Ende des 20. Jahrhunderts einige junge Leute aus Ashausen für mich interessierten und sofort mein Problem erkannten:
„Rheuma“ in allen „Knochen“. In einer konzertierten Aktion von Denkmalschutz, Gemeinde, damaligen Besitzern, engagierten Handwerkern und eben meinen neuen Freunden wurde mein Dachschaden mit viel Eigenleistung und Enthusiasmus vor wenigen Jahren beseitigt, die gesamte Westseite des Reetdaches erneuert und die Ostseite (Straßenseite) ausgebessert – gerettet!
Was aber nun folgen muss, ist die Erneuerung der gesamten Westwand. Dafür suche ich wieder viele Freunde. Wenn jeder Ashausener dem Heimatverein 5 Euro geben würde, vielleicht nur als zinsloses Darlehen…?
Heute muss ich ein bisschen passen. Schlimm, wenn man älter wird! Ich überlege seit einiger Zeit, wer mich erbaut und wer im Verlaufe von ca. 200 Jahren unter meinem Reetdach gewohnt hat. Gar nicht so leicht.
Wer weiß mehr?
Richtig bewohnt wurde ich ja nur etwa 100 Jahre. Der Abbauer, der mich erbaute, war ein Landwirt im Nebenerwerb. Abbauern besaßen im allgemeinen nur wenig und nicht sehr wertvolles Land. Vermutlich konnten sie einen Teil des Landes von einem Bauer erwerben. Das Vieh wurde aus Mangel an genügend Weideland an den Straßen- und Wegesrändern geweidet, die die Gemeinde verpachtete. Das Hüten der Rinder und Ziegen übernahmen die Kinder und Altenteiler. Als Zubrot und oft als Haupt-Erwerbsquelle verdienten sich meine Leute Geld als Viehhändler. Hießen sie nun Dittmer? Auf jeden Fall Müller. Müllers wohnten wohl schon seit dem 30-jährigen Krieg im Ort und dann im Olen Huus. Um 1880 mietete ein Heinrich Neven einen Raum an der Ostseite mit Keller und Flett-Teil, um Lebensmittel zu verkaufen und einen Biervertrieb bis weit in die Heide zu betreiben.
Daraus entwickelte sich übrigens der spätere Edeka-Laden am Osterberg, der heute ein beliebtes Café beherbergt. Eine Schwester dieses Heinrich heiratete einen Heinrich Müller, ebensfalls einen
Viehhändler, den Großvater vom späteren Bürgermeister Walter Neven.
Um 1900 kam eine neue Zeit, in der es meinen Heinrichs aufgrund ihres Fleißes und des allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwungs deutlich besser ging als vorher. Deshalb bauten sie sich ja das
schöne neue Haus direkt neben mir und zogen um. Aber der Übergang vom „niederdeutschen Einheitshaus“ mit Wohnteil und Stall zu einem Gebäude ohne Funktion erfolgte erst allmählich.
Für Wagen, Gartengeräte, Fahrräder, Dünger, vor allem für das Vieh war ich immer noch gut genug. Das war in Kriegs- und Krisenzeiten besonders zu merken und ging bis nach dem 2. Weltkrieg so weiter. Inzwischen hatte ein Albert Röhrs die letzte „Müllerin“, die später im Volksmund nur „Tante Thea“ hieß, geheiratet. Als sie zwischen 1995 und 1997 starben, war ihre Enkeltochter Britta, verh. Muth, meine letzte Besitzerin, bevor ich in die Obhut des Heimatvereins Ashausen überging.
Wer mir am liebsten war? Die Kinder! Mit ihnen war immer Leben in der „Bude“. Und was wären Altenteiler ohne sie gewesen? Arme, einsame Menschen!
„Älter darf man werden, nur nicht krank“,
sagt der Volksmund und denkt dabei auch an die Kassen. Nun, mir geht es ähnlich, ist doch meine westliche Seite „krankenhausreif“ und die Kassen kommen nicht zu Potte.
Der Heimatverein, voran Reinhard Behr, bemüht sich seit einem Jahr um die notwendigen „Kassenzuschüsse“, ohne die meine Operation nicht stattfinden kann. Von mehreren Seiten liegen inzwischen Zusagen vor, nur die letzte fehlt. Wenn aber die Operation nicht bis zum Dezember begonnen werden kann, verfällt ein Teil der bereits gegebenen Zusagen.
So beißt sich manchmal der Hund in den Schwanz! Wie das ausgeht, werde ich wohl demnächst erzählen und Einzelheiten berichten können. Der Heimatverein jedenfalls hat seine Hausaufgaben gemacht und auch die notwendigen Kostenvoranschläge eingeholt. Es könnte sofort losgehen! Bei genügend Barmitteln gäbe es natürlich kein Problem.
Da fällt mir ein, dass neulich sogar eine Frau aus dem fernen Soltau für mich 100 Euro gespendet hat. Es war ein Dankeschön dafür, dass jemand aus Ashausen ihre Geldbörse gefunden hatte und auf den Finderlohn verzichtete. Wenn 3000 Einwohner aus Ashausen Geldbörsen finden würden, wären das…
Uns fehlen nun also nur noch die Verlierer.
Hurra, es hat geklappt! Ich werde „operiert“!
Am 7. Januar haben sich der Vorstand des Heimatvereins Ashausen und einige Handwerkerfirmen bei mir getroffen.
Und so viel konnte ich aus den Gesprächen entnehmen: Noch
knapp vor Jahresende 2005 hat der Heimatverein sämtliche Förderzusagen erhalten.
Beteiligt sind der Landkreis, das Land, das Amt für Geoinformationen usw. und unsere Gemeinde Stelle. Außerdem stehen einige große und kleine Spenden zur Verfügung, allen voran von der Sparkasse Harburg-Buxtehude. So ist der Heimatverein in der Lage, mit zusätzlichen Arbeitseinsätzen ab sofort meine Westwand zu sanieren.
Die wichtigsten Bau-Aufträge wurden vom Vorstand vergeben. Näheres wird der Vorsitzende Reinhard Behr auf der Jahreshauptversammlung am 9. Februar 2006 um 20 Uhr und
beim Buurnreken am 24. Februar 2006 um 19.30 Uhr (beides
Ashausener Hof) erzählen.
„Alarm!“
Dabei denkt ein Reetdachhaus sofort an Feuer. Meine Bewohner hatten deshalb immer 1 bis 2 Ledereimer mit Wasser neben dem „Dingen“, dem Ofen, stehen. Und in der Butzenwand links vom Dingen kann man noch die kleine Öffnung sehen, durch welche die Bauersfrau aus dem Bett das „Flett“, den Quergang mit dem Küchenbereich übersehen konnte. Es passierte schon, dass jemand im Winter nachts Holz nachlegte und die Ofentür nicht richtig verschloss. Da überall Stroh und Heureste rumlagen, hätte ein Funken mein Ende sein können, auch ein Ende für meine Familie und das Dorf.
Ich erinnere mich noch gut an den Brand in Pattensen vor 125 Jahren, als dort nur die Kirche stehen blieb. Ich wurde aufgeschreckt, als die
Ashausener Feuerspritze, gezogen von 2 Pferden, wie wild an mir vorbei raste. Sie war tatsächlich die erste Hilfe am Brandherd gewesen und wurde dafür prämiert! (Noch heute eifert die Ashausener Feuerwehr dieser Tradition mit Erfolg nach!). Doch Ledereimer und Feuerhaken, der außen an der Traufseite hing und beim Auseinanderreißen des Reetdaches eingesetzt wurde, hatten damit nicht gleich ausgedient.
Vor 112 Jahren, genau am 30. Mai 1894, gründeten die Ashausener ihre Ortsfeuerwehr offiziell. Und nun kommt es: Zum ersten Feuerwehrhauptmann wurde ein Heinrich Müller gewählt! Dreimal dürft ihr raten, wo der gewohnt hat! Und darauf bin ich Oles Huus noch heute ein bisschen stolz.
Dieser Heinrich Müller hat als junger Mann auch für seinen Onkel, den Großvater von Heinrich Neven, öfter Bier ausgefahren. Dass er deshalb so gut „löschen“ konnte und zum Feuerwehrchef taugte, ist natürlich nur eines der üblichen
Gerüchte.
Texte zum Teil aus “Unser Stelle”