aus „Unser Stelle“ 9/2005
„Der hat ja einen Dachschaden!“
Leicht sagt sich so ein Satz, aber schwer leidet der darunter, der ihn hat oder hatte – so wie ich. Und das kam so:
Irgendwann im 19. Jahrhundert bevorzugte man größere Rinderrassen, nicht unbedingt höher, aber länger. Da waren die Rinderboxen seitlich der Deele etwas kurz und mein Bauer und Viehhändler beschloss anzubauen. Er ließ einfach einen Teil der nicht
tragenden Außenwand (siehe Folge 3 dieser Serie) aufreißen und einen Meter nach außen versetzen. Dann wurde mein Reetdach darüber ebenfalls verlängert, aber natürlich in einem flacheren Winkel und leider wenig professionell.
Am Anfang ging alles gut, aber allmählich wurden die Anschlussstellen eben doch undicht. Auch das Fundament entsprach nicht meinen Anforderungen. Schlimmer wirkte sich eine zweite Idee meiner Leute auf mein Dach aus: Das so genannte Schweinehaus. Es wurde am Ende nämlich eine echte Sauerei! Wenn ich mich richtig erinnere, war es irgendwann um 1900, als man es im rechten Winkel zur Westseite baute und an mein Dach angebunden hat. Auch hier ging anfangs alles gut. Aber nachdem das schöne Wohnhaus errichtet worden war und ich zum Nebengebäude mutierte – und damit auch nur eine Nebenrolle spielte – begann der Verfall.
Vor allem die Kehlen zwischen meinem Reetdach und dem Ziegeldach des Schweinehauses wurden für mich ein Unglück. Überall lief das Wasser rein, durchnässte das Reet und die Sparren, besonders die Südwestecke mit ihren Holzbalken. Durch die Kriegszeiten des 20. Jahrhunderts (es gibt noch mehr „Dachschäden“, auch bei euch Menschen!) waren nur wenige Leute mit genügend Geld gesegnet, und so nahm niemand meinen Dachschaden richtig ernst.
Die „Erlösung“ für mich kam erst, als sich am Ende des 20. Jahrhunderts einige junge Leute aus Ashausen für mich interessierten und sofort mein Problem erkannten:
„Rheuma“ in allen „Knochen“. In einer konzertierten Aktion von Denkmalschutz, Gemeinde, damaligen Besitzern, engagierten Handwerkern und eben meinen neuen Freunden wurde mein Dachschaden mit viel Eigenleistung und Enthusiasmus vor wenigen Jahren beseitigt, die gesamte Westseite des Reetdaches erneuert und die Ostseite (Straßenseite) ausgebessert – gerettet!
Was aber nun folgen muss, ist die Erneuerung der gesamten Westwand. Dafür suche ich wieder viele Freunde. Wenn jeder Ashausener dem Heimatverein 5 Euro geben würde, vielleicht nur als zinsloses Darlehen…?