Ich, Dat Ole Huus, erzähle meine Geschichte (4)

aus „Unser Stelle“ 6/2005

„De swarte Mann kommt!“,

riefen die Kinder. Nicht zu mir! So einen Luxus mit Schornstein konnte ich mir nicht leisten – könnte man denken. Aber so einfach ist das nicht! Zur Zeit meiner „Geburt“ waren viele Feuerstellen in den Häusern noch offen. Trotz Schutzvorrichtungen kam es immer wieder zu Bränden durch Funkenflug. Deshalb bekam ich schon einen gemauerten Ofen, den Dingen, mit einer Tür – einer Holztür mit einem verzierten Blech. „Neemoodscher Kram!“, hieß es. Na, ihr kennt das sicher. Dabei war „de geslotene Füersteeg“ seit kurzem für Neubauten (haha, ich und ein Neubau!!!) Vorschrift geworden.

Der gemauerte Dingen im Olen Huus (Foto Thyss Henze)
Der gemauerte Dingen im Olen Huus (Foto Thyss Henze)

 Ein gemauerter Dingen hielt die Wärme länger und erwärmte die hinter ihm liegende Döns ein bisschen mit. Aber entscheidend war die verminderte Brandgefahr. Trotzdem kam de swarte Mann nicht zu mir, denn de Rook entwich nicht über einen Schornstein nach draußen, sondern zog in das Haus und räucherte so Fleisch, Wurst, Schinken usw. Sie hingen über dem Flett an Stangen. Kühlschrank? Unbekannt! Aber das Naschen war – leider – auch damals schonverboten. Wehe dem, der vorzeitig mal probieren wollte. Der Besen im Flett wartete schon auf ihn!

Ein bisschen Geld verdienen konnte man mit dem Räuchern auch, denn nicht jeder hatte eine Räuchervorrichtung. Beim Abholen der Ware hat man dann gleich noch geklönt und gekostet – und das dauerte manchmal ziemlich lange! Anders ging es den Insekten, die normalerweise Holz zerstören und gerne in den Balken und im Reetdach gelebt hätten. Welches Insekt hat schon Appetit auf geräuchertes Holz? Vorher auch noch durch eine schwarzbraune
Rußschicht fressen – igitt igitt!
Chemische Holz-Imprägnierungsmittel brauchte man also nicht – ein weiterer Vorteil des fehlenden Schornsteins – und ein Nachteil zugleich. Denn jeder meiner Leute „duftete“ danach, selbst sonntags in der Kirche zu Pattensen.

zu Teil 5